ESG in der Supply Chain – Bedeutung und Verantwortung - Fortna

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    ESG in der Supply Chain: Bedeutung und Verantwortung

    Environmental, Social, Governance (ESG), d. h. verantwortungsvolles Agieren hinsichtlich Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung, hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer wachsenden Bewegung in der globalen Geschäftswelt entwickelt. Da immer mehr Unternehmen die Bedeutung und Wirkung von ESG erkennen, ist die Einführung von messbaren Kennzahlen sowie Nachhaltigkeitsprogrammen unerlässlich geworden. Unternehmen untersuchen nun, wie sie ihren CO2-Fußabdruck reduzieren, die Umweltbelastung verringern und faire Arbeitsbedingungen sowohl an ihren Standorten als auch in ihrer Supply Chain sicherstellen können. Seit die Finanzmärkte anhand des ESG-Scorings Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Gesundheit und das Investitionspotenzial eines Unternehmens ziehen, wird es für Unternehmen – v.a. für börsennotierte – zunehmend wichtiger, in die Umsetzung von ESG-Initiativen und -Programmen zu investieren.

    Nachhaltige Entwicklung ist ein grundlegender Einschnitt, der das gesamte Kartenspiel neu mischt. Es gibt heute Unternehmen, die in der Zukunft dominieren werden, einfach weil sie das verstehen.

    François-Henri Pinault

    Französischer Milliardär und CEO des Luxusmodekonzerns Kering, zu dem Marken wie Gucci, Bottega Veneta und Saint Laurent gehören

    Bemühungen in Richtung ESG gibt es bereits seit Jahrzehnten, meist zusammengefasst unter dem Begriff Nachhaltigkeit. Verbindlichkeit wurde aber erst im Juni 2022 geschaffen, als der Rat und das Europäische Parlament eine vorläufige Einigung über die Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen erzielt haben. Diese EU-Vorschriften über nicht finanzielle Informationen gelten für alle großen sowie für alle börsennotierten Unternehmen und sollen durch detailliertere Berichtspflichten für mehr Transparenz sorgen. Viele Finanzinstitute auf der ganzen Welt sind dem Beispiel der EU gefolgt, auch in den USA: Im März 2022 legte die SEC mit der Climate Disclosure Rule1 einen Vorschlag vor, der den Weg für eine bundesweit vorgeschriebene ESG-Berichterstattung von Unternehmen ebnen könnte. Politisch gesehen liegt, bezogen auf die Bemühungen um Klimaschutz und Nachhaltigkeit, eine Achterbahnfahrt hinter den USA. Einige gewissenhafte US-Unternehmen haben allerdings ihre ESG-Maßnahmen bereits verstärkt und damit andere Organisationen zur Einführung höherer Standards ermutigt. Nicht zuletzt dadurch ist in Bezug auf eine standardisierte ESG-Bewertung der Stein ins Rollen gekommen: Unternehmen, die jetzt Best Practices übernehmen, haben die Nase vorn.

    Die drei Säulen von ESG

    ESG ist in drei Säulen unterteilt. Diese Schwerpunkte bilden den Rahmen für die von Unternehmen erwartete Berichterstattung. Abhängig von Unternehmensgröße, Branche und Gesamtauswirkung variiert der Stellenwert von ESG zwar, viele private wie auch öffentliche Organisationen haben aber bereits damit begonnen, ihre diesbezüglichen Aktivitäten zu analysieren, entsprechend zu investieren und Reportings zu entwickeln.

    Säule 1: Umwelt (Environmental)

    Recycling und die Verwendung von recycelten Materialien, Emissionen und Treibhausgase sowie Luft- und Wasserverschmutzung stellen nur einen kleinen Teil der Berichterstattung dar, mit der Unternehmen belegen müssen, inwiefern sich ihre betrieblichen Aktivitäten nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf Deponien und Wasserstraßen auswirken.
    Im Folgenden sind Bewertungsparameter aufgeführt, um den Bereich „Umwelt“ abzudecken:
    • CO2-Emissionen; Biodiversität und Landnutzung; Umweltfreundliches Bauen
    • Verpackungsmaterialien und Abfall; Finanzielle Auswirkungen auf die Umwelt; CO2-Fußabdruck
    • Giftige Emissionen und Abfall; Saubere Technologie; Auswirkungen auf den Klimawandel
    • Wasserbeschaffung; Erneuerbare Energien; Rohstoffbeschaffung
    • Elektroschrott

    Säule 2: Soziales (Social)

    Die Säule „Soziales“ konzentriert sich auf Mitarbeiter*innen. Im Fokus stehen Arbeitspraktiken und Arbeitssicherheit sowie Produktsicherheit und -qualität. Datenschutz und Cybersicherheit sind genauso Schwerpunktthemen wie das Beschaffungswesen und Lieferantenmanagement. Unternehmen könnten auch danach bewertet werden, ob und inwiefern sie weniger privilegierten sozialen Gruppen Zugang zu ihren Produkten/Leistungen verschaffen.
    Weitere Überlegungen zu Bewertungsparametern im Bereich „Soziales“
    Steuerung/Führung der Arbeit

     

    Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen
    Mitarbeiterschulungen
    Produktsicherheit und Qualität
    Kontroverses Beschaffungswesen
    Datenschutz und Datensicherheit
    Verantwortungsvolles Investieren
    Gesundheitsvorsorge
    Chemische Sicherheit
    Arbeitsstandards in der Supply Chain
    Versicherung vor gesundheitlichen und demografischen Risiken
    Verbraucherschutz (finanziell)
    Angebote in puncto Ernährung und Gesundheit
    Gemeinschaftliche Beziehungen
    Kommunikation

    Säule 3: Verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance)

    Dieser Bereich beschäftigt sich mit der Diversität von Unternehmen und prüft diesbezüglich die Zusammensetzung des Vorstands, die Wahrung von Aktionärsrechten sowie den Umgang mit Korruption und unethischen Praktiken.
    Überlegungen zu Bewertungsparametern im Bereich „Verantwortungsvolle Unternehmensführung“:
    • Eigentum
    • Zusammensetzung des Vorstands im Hinblick auf Diversität und Unabhängigkeit
    • Unternehmensethik
    • Buchführungspraktiken
    • Vergütung des Vorstands
    • Steuertransparenz

    Warum ist ESG wichtig?

    Aus Anlegersicht besteht die Überzeugung, dass positive ESG-Praktiken das Anlagerisiko reduzieren und Wert schaffen. Ein gut geführtes, verantwortungsvolles Unternehmen, das die Umwelt und seine Mitarbeiter*innen wertschätzt und eine Erfolgsgeschichte ethischer Praktiken vorweisen kann, überflügelt sehr wahrscheinlich Mitbewerber, die sich nicht an ESG-Standards halten. Auch hinsichtlich marktwirtschaftlicher Disruption ist es flexibler und widerstandsfähiger. Daher prüfen Investoren bei der Bewertung eines Unternehmens nicht mehr nur die aktuellen ESG-Offenlegungen, sondern auch die Gesamtstrategie und den Nachweis, dass die ESG-Verpflichtungen eingehalten werden.

    Aus Verbrauchersicht haben viele Umfragen und Studien gezeigt, dass Kunden sich der ESG-Bemühungen bewusster werden und diese Informationen in ihre Kaufentscheidungen einfließt. Eine aktuelle Studie2 zeigt, dass 76 % der Verbraucher nicht mehr bei Unternehmen mit einer schlechten ESG-Bilanz kaufen. Eine andere besagt, dass 88 % der Verbraucher einem Unternehmen treuer sind, das sich für soziale und ökologische Belange einsetzt3.  Diese Entwicklungen wirken sich auch auf den Arbeitsmarkt aus: 64 % der Millennials4 nehmen keine Stelle bei einem Unternehmen an, das kein starkes Nachhaltigkeitsengagement zeigt.

    Supply Chains und ESG

    Nachdem auf globale Supply Chains in den letzten Jahren außergewöhnliche disruptive Ereignisse einwirkten, bewegt sich inzwischen einiges, wenn es um Verbesserungen hinsichtlich ESG geht. Lieferfahrzeuge, die zum Treibhauseffekt beitragen, die Vielzahl der benötigten Mitarbeiter in der Supply Chain, skrupellose Geschäftspraktiken von Lieferanten, Korruption und Missbrauch von Arbeitnehmern sind Unternehmen potenziell immer unsichtbaren Risiken und öffentlicher Kontrolle ausgesetzt. Das Beschaffungswesen innerhalb der Supply Chain hat für größere Unternehmen, die hier transparenter agieren möchten, deutlich an Priorität gewonnen.

    ESG-Management mit Lieferanten ist für Unternehmen ein relatives Novum; Es gibt jedoch einige key practices, die viele Unternehmen übernommen haben, um die ESG-Botschaft und die entsprechenden Erwartungen des Unternehmens zu kommunizieren5.

    • Listen mit ESG-Parametern, um Lieferanten messen und vergleichen zu können
    • Zu hohe ESG-Erwartungen kommunizieren
    • Einteilung von Lieferanten in Stufen zur Bewertung möglicher Schwierigkeiten
    • Aufnahme von ESG-Zielen in Verträge

    ESG-Bewertung

    Eines der am weitesten verbreiteten und anerkannten ESG-Bewertungssysteme ist der MSCI ESG Score6. Der US-amerikanische Finanzdienstleister MSCI bewertet derzeit über 8500 Unternehmen nach ESG-Kriterien. 35 relevante branchenspezifische Problemfelder werden auf einer Skala von 0-10 bewertet und gewichtet – auch abhängig davon, ob Auswirkungen unmittelbar oder erst in 2-5 Jahren zu erwarten wären. Im Anschluss daran werden die branchenbereinigten Bewertungen von 1-10 ausgegeben.

    Bei einer Punktzahl von 10 bis 7,2 wird ein Unternehmen als ESG-Leader eingestuft. Bei einer Punktzahl von 7,1 bis 1,4 wird die ESG-Bewertung als durchschnittlich eingestuft, und bei einer Punktzahl von 1,3 bis 0 wird das Unternehmen als Nachzügler kategorisiert.

    Die ESG-Challenge

    Während ESG für Investoren und Verbraucher immer mehr in den Vordergrund rückt, werden Unternehmen danach beurteilt und bewertet, wie sie sich in ihrem unmittelbaren geschäftlichen Umfeld positionieren, wie sie auf soziale Probleme innerhalb und außerhalb ihrer Geschäftstätigkeit reagieren und wie sie sich selbst regieren eine verantwortungsbewusste und ethische Weise. Unternehmen sind jetzt aufgefordert, eine viel größere Rolle in der Gemeinschaft und der Welt zu spielen, als nur eine Dienstleistung oder ein Produkt anzubieten.

    FORTNA UNTERSTÜTZT SIE

    Die Reduzierung von CO2-Emissionen, die Verwendung nachhaltiger Verpackungen und Green-Building-Strategien sind nur einige der ESG-Überlegungen, die für viele Unternehmen heute im Vordergrund stehen. Fortna arbeitet mit Unternehmen zusammen und unterstützt sie auf dem Weg zur Umsetzung von ESG-Maßnahmen. Wir helfen Ihnen, ESG-Ziele zu identifizieren und sie in Ihre operative Planung zu integrieren, sodass sicherstellt wird, dass sie unter Berücksichtigung der finanziellen Erwartungen eingehalten werden.

    Für weitere Informationen besuchen Sie www.fortna.com oder kontaktieren Sie uns: info@fortna-pierau.de.

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